Freitag, 1. September 2017

Colson Whitehead - Underground Railroad

Rückentext: Eine der größten Bucherfolge der letzten Jahre - die Odyssee einer Sklavin durch das Land der vermeintlichen Freiheit, das für viele jedoch die Hölle ist. Eine furiose Geschichte, die Licht auf eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit wirft. Ein episches Abenteuer, bevölkert von unvergesslichen Figuren: Colson Whiteheads Roman, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis, verbindet auf einzigartige Weise Realismus und Phantastik. Und er ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Zusammenfassung: Cora lebt als Sklavin auf einer Baumwollplantage. Sie wurde hier geboren, und ihre Mutter ließ sie als Kind zurück, als sie floh. Sie lebt in der Hütte ihrer Mutter, in der auch schon ihre Großmutter lebte. Geerbt hat sie, abgesehen von der Hütte, eine Parzelle zum Anbau von Gemüse.

Durch Intrigen wird sie jedoch eines Tages aus ihrer Hütte vertrieben, und in den sogenannten "Hob" abgeschoben. Hier leben die Frauen, die am Rande der Plantagengesellschaft leben. Kranke, Seltsame und Außenseiter wie Cora. Hier findet sie eine Freundin, Lovey. Als die ehemalige Hütte des Mädchens neu besetzt wird, und der neue Bewohner auf ihrer Parzelle eine Hundehütte errichtet, sieht sie rot.

Sie zerlegt die Hundehütte mit einer Axt - doch statt sie zu bestrafen, zollt der neue Bewohner ihr Tribut und sieht in ihr eine starke Persönlichkeit. Als er jedoch die Plantage verlassen muss, wird Cora von seinen Freunden misshandelt und vergewaltigt. Lovey und einige "Hob" Frauen pflegen sie so gut sie können.

Währenddessen eskaliert die Situation zwischen dem Plantagenbesitzer und den Sklaven immer mehr. Denn sein freundlicherer Bruder ist verstorben, und nun zieht er die Zügel fester an. Schwere Bestrafungen, öffentliche Hinrichtungen und Misshandlungen sowie Übergriffe häufen sich. Und als Cora sich schützend vor einen Sklavenjungen wirft, als dieser geschlagen wird, trifft sie der Hass des neuen "Masters" mit voller Wucht. Sie wird schwer an der Schläfe verletzt, und hat mit den Folgen dieser Verletzung zu kämpfen...

Kurz danach nimmt Cesar Kontakt zu ihr auf, er ist ebenfalls Sklave auf der Plantage und will fliehen. Er hat von der Underground Railroad gehört, einem geheimen Netzwerk dass Leibeigenen bei der Flucht hilft. Und er hat schon Kontakt zum "Vermittler" aufgenommen. Doch zunächst lehnt sie ab, erst als sie bei einer schweren öffentlichen Hinrichtung anwesend ist, und der Plantagenbesitzer sie an die Brust fasst, entscheidet sie sich anders...

Und so fliehen die beiden, doch nach ein paar Kilometern bemerken sie, dass Lovey sich ihnen angeschlossen hat. Und diese ist den Anstrengungen der Flucht nicht gewachsen. Schnell geraten die drei in die Nähe einer anderen Farm, und die Eigentümer jagen die Fliehenden. In Notwehr erschlägt Cora ihren jungen Angreifer, und auch Cesar wehrt sich. Die beiden können sich schließlich befreien, doch Lovey wird gefangen und zur Plantage zurückgebracht...

Die beiden kommen letztendlich beim "Vermittler" an, und dieser bringt sie zur Underground Railroad. Doch die Sicherheit des Zuges ist trügerisch. Denn der Plantagenbesitzer sucht bereits nach den Beiden. Und auch Andere sind jetzt auf der Jagd, vorallem nach Cora da sie nun wegen Mordes an einem Weißen gesucht wird. Und der Umstand, dass sie - wie einst ihre Mutter - fliehen konnte, spannt die Situation an... ein lebensgefährliches Katz und Maus Spiel beginnt, denn die beiden sind nirgendwo wirklich sicher...

Meine Meinung: Underground Railroad hat den diesjährigen Pulitzer Preis bekommen. Und das zu Recht. Obwohl der Roman zur Sklavenzeit spielt, ist er Aktueller denn je. Das Buch beginnt mit Zitaten und sehr persönlichen Vorworten zur Entstehung und zur Aktualität seiten des Autors.

Ich hatte zu Beginn ein paar Probleme, in das Buch rein zu kommen. Cora war für mich keine Sympathiefigur, im Laufe des Romans hat sich dies nicht wirklich geändert. Nichtsdestotrotz ist sie eine sehr starke und mutige Protagonistin. Das sieht man schon an der Aktion mit der Hundehütte. Sie hasst ihre Mutter dafür, dass sie sie zurückließ - und geht doch den gleichen Weg. Sie flüchtet.

Cesar war für mich ein emotionaler und mutiger Mann, von ihm kommt die Fluchtidee und er ist immer wieder die treibende Kraft. Auch als Lovey gefangen wird, laufen die beiden weiter.

Das Thema Rassismus in den Vereinigten Staaten ist aktueller denn je. Und der Roman hätte vom Zeitpunkt her nicht besser erscheinen können. Immer noch gibt es die Kluft zwischen Weißen und Schwarzen. Und immer noch gibt es Übergriffe und Morde.

Gekonnt vermischt der Autor Fiktion und wahre Begebenheiten (die Underground Railroad existierte wirklich Quelle: Wikipedia Underground Railroad) zu einem brandaktuellen, spannenden Roman.

Colson Whitehead hat ein Werk geschaffen, das den Leser mit auf eine sehr spannende und gefährliche Reise mitnimmt. Teilweise gibt es Perspektivenwechsel, was mir sehr gefallen hat, da man so noch mehr vom Umfeld erfahren konnte. Ohne etwas zu Beschönigen, aber auch ohne zu übertreiben flieht man mit Cora von der Plantage ins Ungewisse. Ein emotionales Buch, dass aufrüttelt und ein Gesicht von Amerika zeigt, dass die USA wohl lieber vergessen würden. Und doch werden die fast die gleichen Fehler wieder gemacht...

Allerdings hätte ich mir ein paar Infos mehr über das Netzwerk der Railroad gewünscht. Zwar ist das Netzwerk der Hauptbestandteil, wird allerdings teilweise nur am Rande erwähnt.

Das Cover ist dezent gehalten, der Titel dominiert und sonst sieht man nur eine Hütte (die entweder Coras sein kann oder aber über einem verstecken Einstieg zur Railroad) unter einem Sternenhimmel.

Fazit: 4 von 5 Pfötchen





Ich danke für das Rezensionsexemplar.

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